Juli 2014

Twin Fountain und Good Hope Nachrichten

Liebe Freunde

Vor ein paar Wochen war ich in der Hauptstadt Lusaka. Wir mußten da am Bundesgericht ( High Court ) vorbei und es gab eine riesen Menschenansammlung, meistens junge Männer. Aus den Nachrichten erfuhren wir, daß irgendein Minister in einem Prozess aussagen sollte und das hat die Massen angelockt. Es war ein ganz „normaler“ Arbeitstag aber so viele junge Leute haben nichts besseres zu tun, weil sie keine Arbeit haben. Der formale Arbeitsmarkt ist sehr beschränkt und die meisten haben außer ihren Schulfächern nichts gelernt. Arbeitslosigkeit und besonders Jugendarbeitslosigkeit ist ein großes Thema in Europa. Aber hier in Afrika – Sambia ist da typisch für die meisten afrikanischen Länder – ist die Arbeitslosikeit unter den jungen Leuten irgenwo bei 70 %. Dafür war diese Menschenansammlung vor dem Gerichtsgebäude einfach symptomatisch. Dazu passt auch die Zunahme der afrikanischen Flüchtlinge im Mittelmeer.

Wenn ich bedenke wie viel in den letzten Jahren in Sambia gebaut wurde, weil es der Wirtschaft einigermaßen gut geht und wieviele der ausgebildeten Arbeiter dafür „importiert“ werden, weil wir nicht genügend ausgebildete Leute in Zambia haben, dann ist das nur eine Bestätigung, daß die Schul- und Ausbildungspolitik in Sambia versagt hat.

An dem Tag in Lusaka kam in einer Radiosendung eine Ansage, daß eine Firma dringend acht Maurer sucht, die ohne ständige Beaufsichtigung – also eingermaßen selbstständig – arbeiten können.

Wenn es wirtschaftlich aufwärts gehen soll, wenn die Länder Afrikas endlich von dem Entwicklungshilfetropf wegkommen sollen, brauchen wir ausgebildete Leute.  Die Mauern oder Zäune um Europa höher zu machen löst das Flüchtlingsproblem nicht.

Wir hoffen, daß wir durch die Arbeit hier an der Landwirtschaftsschule und dem Hauswirtschafts bzw Schreinereiuntericht an der Grundschule einen guten Beitrag dazu in Sambia leisten können, daß junge Menschen sich nicht auf waghalsige Abenteuer einlassen müssen, nur um auf die andere Seite des Zaunes zu kommen, weil sie meinen dort sei das Gras grüner. (So würden wir dieses Problem in der Landwirtschaft beschreiben).

Für diejenigen von Euch, die gerne Avocados essen: ich glaube wir haben dieses Jahr ein Avocado-Jahrhundertjahr. Wir hatten im Februar angefangen zu ernten und haben erst jetzt die letzten Früchte vom Baum geholt. Unsere Avocados sind etwas größer als die auf deutschen Märkten, im Durchschnitt sicher 600 bis 700 Gramm pro Frucht.  Wir hatten alles, von pikanten Salaten bis zu Avo-Eiscreme. Jetzt müssen wir unsere Diät wohl etwas umstellen.

An der Landwirtschaftsschule sind wir schon wieder fast fertig mit dem Schuljahr. Am 2. August wird die Abschlußfeier sein. Nachdem wir die letzten zwei Jahre recht gute Klassen hatten, sind die diesjährigen Absolventen weniger beeindruckend. Aber wir freuen uns trotzdem, denn dieses Jahr haben wir endlich drei überdurchschnittlich gute Studentinnen. Die beste und die zweitbeste Gemüseproduktion kommt von Studentinnen. Natürlich sind Frauen nicht weniger intelligent als Männer, aber das soziale Umfeld in der afrikanischen Gesellschaft benachteiligt die Mädchen in Schule und Ausbildung. Da Frauen in der afrikanischen Gesellschaft den gößten Teil der landwirtschaftlichen Arbeit tun, herrscht die Meinung, daß Frauen doch dazu nicht auch noch eine Ausbildung bräuchten.

Im Februar hatten wir eine Anzahlung für einen neuen Pick-up geleistet. Der Wagen sollte etwa vier Wochen später ausgeliefert werden. Die Autofirma hat aber vier Monate darauf bestanden, daß sie angeblich das überwiesene Geld nicht erhalten hatten. Wieviele Stunden, e-mails, Telefonate ich investiert habe, um das Geld zu „finden“ weiß ich schon gar nicht mehr. Es war die ganze Zeit bei der Autofirma. Am18. Juni hatten wir uns dann endlich geeinigt, daß keinen höheren Preis zu zahlen haben ( bedingt durch die zwischenzeitliche Abwertung der sambischen Währung ) und das Auto sollte binnen 12 Tagen abholbereit sein. Heute ist der 22. Juli und angeblich fehlen immer noch irgendwelche Papiere.

Willkommen in Afrika. Diese Firma braucht dringend etwas Konkurrenz.

Wir wünschen Euch allen weiterhin schönes Sommerwetter – aber ohne die heftigen Gewitter .

Herzliche Grüße

Die Müllers

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