Liebe Freunde,
heute möchte ich über ein Thema berichten, das inzwischen weltweit diskutiert wird: die Auswirkungen des Klimawandels. Wie sehr sich das Klima ändert, will ich nicht erörtern. Es hat schon immer sehr heiße und trockene Sommer gegeben und auch kühle, verregnete. Aber die extremen Auswirkungen sind schon beachtlich: Sandstürme in Mecklenburg-Vorpommern, Dürre in Brandenburg, häufigere Überschwemmungen, oft wegen Flussregulierungen usw. Speziell für unsere Freunde in Augsburg: Schaut mal in das Projekt „Neues Leben für den Lech“.
In den Tropen haben wir das Problem, dass es vier bis fünf Monate viel regnet, was zu sehr viel Bodenerosion führt. Das Wasser läuft am Berg schnell ab, und oben ist es in kürzester Zeit wieder trocken, unten ist das Land aber überschwemmt. Was können wir als Landwirte – wir sind doch für das Land „verantwortlich“ – unternehmen, um diese Folgen zu mindern oder sogar rückgängig zu machen? Wir „ernten“ den Regen, damit er auf unserem Gelände bleibt und nicht der größte Teil abfließt.
Drei Möglichkeiten, Regen zu ernten, die wir nutzen:
- Wir bearbeiten unsere Ackerböden so, dass sie wieder eine bessere und tiefere Struktur bekommen, in die der Regen dann besser einsickern kann. Wenn wir so weit kommen, dass 50 mm in einer halben Stunde in den Boden einsickern können, werden wir viel weniger Bodenerosion haben, und der Boden hält mehr Wasser für die Zeit, wenn es nicht regnet.
- Von der höchsten Stelle in der nordwestlichen Ecke der Twin Fountain Farm bis zur niedrigsten Stelle im Südosten fällt das Land etwa 80 m ab. Wir haben daher ein Dutzend tiefer Bachrinnen, in denen das Wasser zwei oder drei Monate im Jahr fließt. In diese saisonalen Bachläufe bauen wir kleine, durchlässige Dämme aus Steinen und Holz, um den Wasserlauf zu verlangsamen. Dieses Prinzip haben wir uns von Farmern in Australien, Indien, den westlichen Staaten der USA und Zimbabwe abgeschaut, die mit 200 bis 400 mm Regen im Jahr auskommen müssen und trotzdem Ackerbau und Weidewirtschaft betreiben, ohne dass das Land zur Wüste wird. Da viele Dörfer in unserer Gegend mit dem gleichen Problem konfrontiert sind, haben wir diese Art der Regenernte den Familien in zwei Dörfern gezeigt. Dafür braucht man fast kein Geld, außer einer Schaufel, einer Hacke, einer Axt und dann die Arbeit. In der Trockenzeit gibt es fast überall mehr Zeit als Arbeit, also etwas, was auch die ärmsten Familien tun können, um ihre Situation selbst zu verbessern.
- Wir ziehen außerdem Versickerungsgräben, in denen das Regenwasser dann nicht einen ganzen Hang hinunterfließt, sondern sich in diesen Gräben kurze Zeit staut und in den Boden eindringt. Das sollte langfristig unserem Brunnen zugutekommen. Unseren Hausbrunnen, der etwa 50 m tief ist, können wir in den letzten drei Monaten nur etwa dreimal eine Stunde am Tag nutzen, weil der Grundwasserspiegel niedriger ist als früher. Mit der besseren Regenernte können wir dieses Problem langfristig lösen.
Am 28. November haben wir Schulabschlussfeier. Davon werde ich im nächsten Brief berichten. Wir verabschieden jedenfalls eine sehr fleißige Gruppe. Die vier besten Abgänger werden zusammen umgerechnet etwa 2.200 Euro ausgezahlt bekommen, was sie sich mit ihrem Gemüseanbau erwirtschaftet hatten.
Für heute senden wir wieder herzliche Grüße
Eure Klaus und Christiane